Schwelgen. Ab dem ersten Akkord. Traurig, sehnsüchtig. Eine Gitarre, ein Bass, Orgel, Drums. Soulig, bluesig. Musik für sehr, sehr spät in der Nacht, für die Zeit, in der die Zeit keine Rolle mehr spielt.
Die Akkorde sind vielleicht sogar irgendwie gewöhnlich, dem Blues-Schema entliehen, doch die Stimmung – die ist alles andere, als von der Stange. Und die Stimme, die sich dann nach wenigen Takten an diese Blaupause für Träume schmiegt, hat es erst recht in sich. Ihr Besitzer heißt Devin Dawson. Ein cooler, immer etwas düster dreinblickender, großflächig tätowierter Schönling aus Kalifornien, der sein Herz angeblich an die Country-Musik verloren hat. Das behauptet er jedenfalls im Titeltrack seines Debüts „Dark Horse“. Nun, es mag schon stimmen. Denn was man heute so unter Country versteht, ist ja mehr Pop, mehr Katy Perry, als Dolly Parton. Wenn Country aber ein Synonym für „gefühlvoll“ ist, dann hat dieser smarte Kalifornier allemal das Zeug zum Countrysänger. Er beweist es vor allem in dieser erwähnten souligen, bluesigen, wehmütigen Ballade mit dem ungewöhnlichen Titel „Secondhand Hurt“. Er beschreibt darin das Gefühl, wie es einem (ihm?) ergeht, wenn man eine Beziehung beendet. Wenn man jemanden, den man noch mag aber vielleicht nicht mehr liebt, in die emotionale Wüste schickt. Keine großen Worte, aber treffende. Er kleidet sie in eine Gänsehaut-Melodie, garniert sie mit ein paar wenigen, aber großartig gesetzten Arrangement-Akzenten – und schafft so einen glaubwürdig emotionalen Song.