So mancher Song nimmt einen mit auf Reisen. Entführt einen mit wenigen Akkorden binnen weniger Takte irgendwohin: an einen sonnigen Strand, in eine pulsierende Großstadt – oder wie hier: in eine schäbige Spelunke am Arsch der Welt …
… ins „Hard Luck Café“. Keith Stegall ist der Reiseleiter dieser traurigen Folk-Ballade. Mit samtiger Stimme berichtet er von einem Mann, den das Schicksal – Pech? Liebeskummer? – an diesen gottverlassenen Ort im Nirgendwo der USA gespült hat. „They got Patsy Cline on the Jukebox, and an old Coca Cola clock on the wall“ singt Stegall zum Auftakt, und schon ist man Gast in diesem „Hard Luck Café“. „Only a stone throw from the Greyhound bus depot“ berichtet er weiter von diesem Ort, an den es jeden Tag Hunderte einsame Herzen verschlägt, die aller weiter reisen. Nur er, der Erzähler nicht. Er bleibt hier. Als Geschirrspüler verdient er sich Kost und Logis, und wenn er sich nachts hinter einem Bretterverschlag aufs Ohr legt, rüttelt ihn der Nachtzug in den Schlaf. Klarer Fall, der Stoff aus dem die Träume sind. Und traumhaft sind auch die Harmonien, die Bill LaBounty und Randy Handley – die Komponisten des Songs – für diese Ballade gefunden haben. Sie berichten von Fernweh, von Einsamkeit, von Wünschen und Sehnsüchten. Wer den Song auf Youtube clickt, lernt, dass sich keine 2.000 Menschen diesen Track angehört haben. Ein Jammer. Andererseits: Keith Stegall wird es verschmerzen, schließlich hat er als Produzent (u.a. für Country-Superstar Alan Jackson) und Songschreiber (u.a. für Al Jarreau) seine Tantiemen-Schäfchen längst im Trockenen.