Seit ich in den frühen 2000er Jahren das Re-Issue von Marvin Gayes „I Want You“ in die Hände bekam, ist mir auch der Songschreiber und Sänger Leon Ware ein Begriff. Kein Wunder, schließlich schrieb der 1940 in Detroit geborene Musiker für dieses Album die meisten Songs – und was für Song-Kaliber!
Seitdem bin ich Fan dieses Songschmieds, dem wie kaum einem anderen die harmonische Vermählung von Jazz und Soul gelang und dazu ein charismatischer Sänger war. Zur großen Solo-Karriere hat es dennoch nie gereicht, er blieb zeitlebens ein Geheimtipp. Die Tantiemenquelle sollte Dank seiner vielen Kompositionen trotzdem kräftig gesprudelt haben. Weniger warf aber vermutlich das 2001 erschienene Album „Candlelight“ ab, das er größtenteils nur mit dem Jazz-Pianisten und Produzenten Don Grusin einspielte: ein Potpourri von Jazz- und Bossa-Nova-Klassikern wie: „Red Top“, „My Funny Valentine“, „How Insensitive“ oder „Skylark“. Den stärksten Song der CD – und das heißt bei dieser Konkurrenz etwas – hat Leon Ware aber höchstselbst geschrieben: „Let Go“ – ein wundervoller Jazz-Bossa-Nova, bei dem neben Ware und Grusin noch Oscar Castro-Neves an der Akustik-Gitarre und Efrain Toro an den Percussions mitmischen: höchstes spielerisches Niveau, großartige Harmonien, schon fast provozierend entspannte Atmosphäre – und dazu die sparsam säuselnden Schlafzimmer-Stimme des leider 2017 verstorbenen Soul-Veterans. Bei diesen Klängen mixt sich der Caipirinha von selbst.