Wer kann sich noch an die Band Mr. Mister erinnern? Mit „Broken Wings“ und „Kyrie“ hatten Richard Page und Steve George, die zwei Köpfe hinter Mr. Mister, weltweit Top-Hits.
Doch so schnell wie die Band auftauchte und die Hitparaden eroberte, so schnell war sie auch wieder verschwunden. Was aber nicht heißt, dass die beiden Ober-Misters nicht weiter Musik gemacht hätten. Im Gegenteil. Und richtig schöne dazu. Zum Beispiel hält das 1996 erschienene Solo-Album „Shelter Me“ von Mister Richard Page eine richtig hübsche Song-Kollektion bereit: kalifornischer, sonnendurchfluteter Wohlfühl-Pop, in makelloser Instrumentierung, vorgetragen von der geschmeidigen Stimme des Studio-Veterans. Nicht dass der aus Iowa stammende Sänger, Songschreiber, Bassist und Gitarrist mit dem Album das Rad der anspruchsvollen Popmusik neu erfunden hätte. Das sicher nicht. Doch alle zehn Titel zeichnen sich durch grundsolides Songwriting aus, bei dem er zum Auftakt der CD auf die Talente der Co-Autoren Marc Jordan (Opener „The Best Thing“) und Nik Kershaw setzt („My Oxygen“) – beides klasse Songs. Doch mit dem nachfolgenden, im Alleingang geschriebenen „Even The Pain“ setzt er noch einen drauf: ein fast sechsminütiges, emotional tief gehendes Rührstück mit keltischem Einschlag im tänzelnden Sechs-Achtel-Groove. Trotzdem: kommerziell zünden wollten weder Song noch Album. Wer weiß, vielleicht hätte er einst doch nicht die Angebote von Chicago und Toto ausschlagen sollen, die ihn in den frühen 80er Jahren als Lead-Sänger wollten.