Tagtraum gefällig? Bebel Gilberto lädt mit ihrem gleichnamigen, 2004 erschienen Album dazu ein. Als Tochter des Bossa-Nova-Stars Joao Gilberto und der Sängerin Miucha hat die aparte Isabel Gilberto de Oliveira, wie Bebel eigentlich heißt, ihre Latino-Kunst sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen.

Ständig zwischen New York und Rio pendelnd, war die Musik ihr steter Begleiter. Ob man das in ihren Songs hören kann, lässt sich schwer sagen. Fest steht aber, dass die 1966 in New York geborene Künstlerin eine ungeheuer unangestrengte Arbeitsweise an den Tag legt – und sie auch keine Scheue vor vielleicht etwas zu eingängigen Melodien hat. Vielleicht muss man für diesen Bossa-Nova-Tagtraum-Sound empfänglich sein. Sicher sogar. Wer aber diesen manchmal rhythmischen, meist aber im Zeitlupentempo angelegten Liedern etwas abgewinnen kann, wird sich beim Konsum womöglich wundern: Das Abtauchen in einen Tagtraum ist bei ihren akustischen Beruhigungspillen jedenfalls eine gewünschte Nebenwirkung. Ob bei der hingehauchten Cover-Version des Bossa-Nova-Oldies „Baby“, bei dem schwärmerischen „Simplesmente“, bei dem perkussiven „Aganju“ oder – einer meiner Favoriten – bei dem schon fast unwirklich schönen „All Around“. Zu zuckersüßen Bossa-Nova-Gitarrenakkorden, Bass und dezenter Percussion singt Bebel Gilberto vom Überwinden schwerer Zeiten; von Hoffnung, Liebe, vom nicht Alleinsein und von besseren Tagen, die wieder kommen werden. Wer gerade von Liebesleid geplagt ist, wird bei dem Song vermutlich Rotz und Wasser heulen – sich aber nach dieser knapp fünfminütigen Therapiesitzung gestärkt und optimistischer fühlen. Eine Katharsis in Melodie und Wort.