Im Jahr 1982 hat sich Steely Dan-Sänger Donald Fagen eine Solo-Auszeit vergönnt. Warum bloß? Sein Album „The Nightfly“ klang schließlich kaum anders, als die Alben, die er mit seinem Steely-Dan-Spezi Walter Becker aufnahm.

Was aber nicht heißen soll, dass „The Nightfly“ ein überflüssiges Werk wäre. Ganz im Gegenteil. Die acht Tracks – vom lässigen Opener „I.G.Y.“ bis zum nostalgischen Finale „Walk Between Raindrops“ – haben allesamt Klasse und Style und werden locker höchsten Steely-Dan-Ansprüchen gerecht. Auf dem Album erzählt Fagen die Story eines einsamen Provinz-DJs in den 50er Jahren; ein kettenrauchender, Krawatte tragender Jazz-Nerd, den der geniale Musiker auf dem Cover-Foto nachempfindet. Als Reminiszenz an Zeit und Story lässt sich der hochtalentierte Songschreiber auf dem Album ausnahmsweise zu einem Cover-Song herab: „Ruby Baby“, vom Hit-Schreiber-Team Jerry Leiber und Mike Stoller 1955 komponiert. Den betagten Stoff möbelt er gemeinsam mit den üblichen Verdächtigen Studio-Musikern jener Zeit – darunter Gitarrist Larry Carlton, Pianist Greg Phillinganes und die Brecker-Brüder an Trompete uns Sax – zu einem super-eleganten, geschmeidig groovenden Shuffle auf. Ein Song, wie gemacht für Cocktailgläser und Fingerschnippen. Dabei muss Fagen, der pathologische Perfektionist, im Regieraum wieder kein Halten gekannt haben. Wie es heißt, hat er, um diesen federnden Rhythmus herzustellen, von Drummer Jeff Porcaro die Hi-Hat und von dessen Kollege James Gadson die Bass-Drum übereinander gelegt. Mag übertrieben klingen. Ein wunderschöner Track ist „Ruby Baby“ in dieser Bearbeitung trotzdem.