Keb Mo kann man als vierfachen Grammy-Gewinner nicht gerade als Geheimtipp bezeichnen. Trotzdem ist Kevin Moore, wie der 1951 in Los Angeles geborene Sänger, Gitarrist und Songschreiber bürgerlich heißt, wohl vor allem bei Musikkennern und Kollegen angesagt.
Auch ich machte erst 1998 Bekanntschaft mit Keb Mo, als mir – damals als Chefredakteur einer Musiker-Zeitschrift – sein gerade aktuelles Album „Slow Down“ auf dem Schreibtisch landete. Es hat mich ziemlich begeistert. Sein verwegener Mix aus Blues, Country und sogar Jazz war einzigartig, genau wie seine Stimme und sein reduziertes Gitarrenspiel. Ich habe die CD oft gehört, vermutlich zu oft, denn irgendwann verlor ich das Interesse an ihr und damit auch irgendwie an Keb Mo. Das wurde erst wieder Mitte 2018 entfacht, als ich sein 2011 erschienenes Album „The Reflection“, neben weiteren 20 CDs, mit auf eine lange Autofahrt quer durch Deutschland mitnahm. Beim Start in München legte ich dieses zwölf Songs starke Album in den CD-Player – und erst nach 600 Kilometern durfte sie wieder raus. Diese Mixtur aus den bereits genannten Stilrichtungen warf melodisch und rhythmisch einige außergewöhnliche Songs ab. Zum Beispiel den fast sieben Minuten langen Titeltrack, bei dem ein Blues auf die leicht verquerten Harmonien á la Steely Dan trifft und bei dem er die üblichen Strophe-Refrain-Bridge-Muster völlig außer Acht lässt. Mein zweites Highlight der CD setzte der letzte Track: „Something Within“, bei dem er sich das Mikro mit seiner Schwester und mit seiner Mutter teilt. Ein langsamer, hypnotischer, kraftvoller Song mit geradezu euphorischer Energie. Eine Energie, die mir die 600 Autobahn-Kilometer akustisch versüßte.